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Mt. Blanc Umrundung - 2001
mit Aufstieg zum Mt. Chaberton

Die Vorbereitungen für die Tour hatten wie üblich gut ein dreiviertel Jahr benötigt. Vom Informationen sammeln, über die Fahrzeugbeschaffung, bis zur Buchung aller erforderlichen Übernachtungsmöglichkeiten verging nun einige Zeit. Doch unser Angestrebter Termin vom 24 August bis zum 1. September 2001 lies uns ja auch den erforderlichen Zeitrahmen zu. Kurz gesagt, am Freitag, den 24. August wurden die Letzten Erledigungen getätigt. Dazu gehörten u. a. das Abholen zweier nagenneuer Sprinter von einem Autoverleih in Iserlohn. Mit diesen beiden Sprintern konnte nun die Aktion "Mt. Blanc Umrundung 2001" starten. Zuerst wurde das gesammte Gepäck der 10 MTBer und unseres Teambegleiters Rainer verstaut. Da allen "Sparpakete" verordnet worden waren hielt sich das dann auch in Grenzen. Zusammen mit den 10 MTBs und einem kompletten Ersatzrad, waren die beiden Sprinter dann trotzdem recht voll. Um 20.30 Uhr ging es dann von Grewen Mühle aus los auf die lange Anreise zum Mt. Blanc. Die ganze Nacht verlief sehr gut, bis dann am Samstag Morgen gegen 8.30 Uhr Radio Sauerland anrief um das zweite Interview mit uns zu führen. Ja, dass sei hier auch noch erwähnt, auf eine kurze Anfrage unsererseit an Radio Sauerland, zeigten diese grosses Interesse und baten uns alle paar Tage ein kurzes Interview mit ihnen zu führen, um von der Tour der 11 Sauerländer berichten zu können. Das erste Interview, bezogen auf unsere Planung und die noch bevorstehende Tour war am Dienstag der Woche geführt und Freitags morgens kurz vor unserem Tourstart ausgestrahlt worden. Nun aber riefen sie uns an, um noch einmal kurz vor den ersten Pedalumdrehungen einen Stimmungsbericht zu bekommen. Wie das nun mal so ist, waren wir grade in der Nähe von Genf auf einer Autobahn und weit und breit, kein Rastplatz oder eine Abfahrt zu sehen. Es blieb uns also nichts anderes übrig als unseren ersten Tourbericht von einem Autobahn-Randstreifen abzugeben. Noch einmal davongekommen, setzten wir unsere Fahrt nach Beaufort fort und kamen dort gegen 10.00 Uhr an. Dort konnten wir mit der Genehmigung der Gendamerie unseren zweiten Sprinter in deren unmittelbaren Umgebung am Schwimmbad parken. Nach einem kurzen Frühstück sollte es dann endlich losgehen.
Doch nachdem alle ihre Rucksäcke geschultert, ihre MTBs bestiegen hatten und die ersten Höhenmeter erklommen waren, stellte sich raus, das im Übereifer ein völlig falscher Aufstieg gewählt worden war. Also alles kehrt und die schönen Höhenmeter wieder bergrunter. Dann fanden wir aber den richtigen Einstieg und es ging über eine Teerstrasse durch les Curtilles, les Granges hoch auf den Col du Joly. Unten im Tal sah man den auf dem Berg gelegenen Stausee mit dem im Tal dazugehörigen Kraftwerk. Was man von unten kaum erkennen konnte, konnte man wärend des Aufstiegs immer im Auge behalten und bekam dadurch einen wunderbaren Eindruck der schon überwundenen Höhenmeter. Denn oben angekommen lag der Stausee nun unterhalb des Gipfels. Oben auf dem Pass, erholten wir uns von der langen Auffahrt und sonnten uns in unserem anhaltenden super Tourwetter. Ab da ging es erst ein mal auf einer langen Abfahrt hinunter nach Contamines. Hierbei konnte man der Vernichtung von Bremsbelegen förmlich zusehen. Von Contamines aus ging es weiter über einen ausgeschilderten MTB Single Trail entlang des Flusses flussaufwärts bis hinauf nach Bionnay. Anfangs noch auf Teer, dann aber nur noch auf einer grob steinigen Schotterstrecke. Hier erfolgte dann unserer zweite Kartenlesefehler, bzw. einen Abzweig der direkt nach Bionnassy geführt hätte hatten wir wohl übersehen. So verlängerte sich unsere Tour um ein paar Kilometer und einige überflüssige Höhenmeter, bis wir dann endlich an unserer ersten Übernachtungsmöglich Auberge de Bionnassy ankamen. Hier bezogen wir unser uriges Lager, tranken ein paar in einer Tränke gut gekühlten Dosen Veltins und freuten uns aufs angekündigte Abendessen. Hierbei gab es nun zum ersten Mal Polenta auf unserer Tour. Dieser Maisbrei, sollte uns von da an überall als Spezialität verfolgen und schon am zweiten Tag zum Tour-Unwort des Jahres gekührt werden. Nach der langen Anreise, mit nur sehr wenig Schlaf und den etwas mehr als 2000 Hm in den Beinen hatte keiner ein Problem in der gut gelüfteten und kalten Hütte einzuschlafen.
Der zweite Tourtag (Sonntag der 26. August) begann mit einem französischen Frühstück. Trockenes Baguettebrot mit Marmelade. Nicht unbedingt dass was MTBer an nahrhafter Nahrung brauchen. Aber wie sich zeigte, würde es auf der gesamten Tour nicht besser werden. Nach dem Frühstück ging es dann bei wieder hervorragendem Wetter steil bergauf, auf den Col de Foza. Dort oben angekommen beäugten uns zahllose Touristen, die nun sahen, dass man dorthin auch auf eine Andere Art und Weise gelangen konnte als mit der Zahnradbahn. Auf der anderen Seite der Bahn ging es dann steil bergab über eine Schotterpiste nach les Houches. Wir überquerten den Fluss und auf der anderen Seite folgten wir einer ausgeschilderten MTB Strecke bis Chamonix. In Chamonix durchquerten wir die Fussgängerzone und deckten uns mit nahrhaften Bananen, Schinken u. Käse ein. Von da an ging es dann nur noch bergauf: über les Praz, Argentiere bis zu den Skiliften von le Tour. Von hier aus werden die Touristen im Winter mit Skiern auf den Col de Balme befördert und im Sommer dann Wanderer und MTBer. Hiervon machten auch sehr viele Gebrauch nur zehn sauerländer MTBer nicht. Diese quälten sich lieber in der prallen Sonne auf 2191m um dort reichlich erschöpft unserer nächste Hütte zu erreichen. Das Refugio Col de Balme, steht auf der schweizer Seite des Col de Balme, nur wenige Schritte von der Grenze entfernt. Hier wurden uns zum Abendessen mal keine Polenta, sondern Steak, Salat und Pommes gereicht. Zusammen mit einigen Dosen teurem einheimischen Bier gab uns dies die erforderliche Bettschwere um auf der Hütte in einem enorm ausgefülltem Schlafsaal einigermassen ruhig schlafen zu können. Dieser Schlafsaal war eine planerische Meisterleistung. In einem kleinen Zimmer befanden sich sechs doppekstöckige Betten, jeweils drei auf der linken und drei auf der rechten Seite. Alle direkt aneinander, mit einem kleinen Durchgang in der Mitte. Dass bedeutete für diejenigen, die nicht grade aussen schliefen, dass sie über die jeweils anderen hinwegklettern mussten um das Bett verlassen zu können. Dieser Umstand und die Tatsache dass diese Betten ohne Ende durchhingen und dauernd Geräusche verursachten, war darfür verantwortlich, dass am nächsten Morgen alle mehr oder weniger unausgeschlafen zum Frühstück erschienen.
Der dritte Tag (Montag der 27. August) begann wieder mit einem französischen Frühstück, jedoch mit einem Unterschied: es war in der Schweiz. Diesen nicht ganz so glücklichen Beginn des Tages machte die Hüttenwirtin dann aber wieder dardurch wett, dass sie uns eine andere Abfahrt ins Tal empfahl, als die, die wir eigendlich eingeplant hatten. Einziges Manko dieser Route war es, dass es zuvor erst einmal hoch auf den l´Arolette mussten. Von da aus ging es dann jedoch auf einem super Single Trail hinunter ins Tal. Dort angekommen schraubten wir uns die Strasse nach La Forclas hinauf, wo wir kurz Rast machten und uns schon mal an die gesalzenen Preise in der Schweiz gewöhnen konnten. Ein einfaches Rösti (noch nicht mal selbstgemacht!) mit Käse überbacken für knapp 30,- DM zu verkaufen ist schon fast unverschämt. Nach diesem nicht so tollen Erlebnis sollte noch ein anderes nicht so schönes folgen. Wir hatten, statt der orginal in der Mountainbike beschriebenen Tour zu folgen, eine andere Möglichkeit auf der Karte ausfindig gemacht, die laut der Markierung in der Karte und schon zuvor gefahrener Streckenabschnitte fahrbar, bzw. teilweise zu schieben seien sollte. Doch schon am Einstieg in die Variante, rief uns ein einheimischer ein mitleidsvolles "Good Luck" zu. Wir hätten besser auf ihn hören

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sollen. Denn ausser einer kurzen Passage hinter dem 2049m hohen Portalo war nicht einmal an fahren zu denken. Nachdem wir nun den kompletten Aufstieg geschoben hatten war der Abstieg noch beschwerlicher. Es konnte nur getragen werden. Manche Absätze von mehr als 80cm Höhe gruben sich tief in die Moral der MTBer ein und Balki war drauf und dran sein Steppenwolf für 1000,- DM an den erst besten zu verkaufen. Endlich wieder auf einer Strasse angekommen ging es dann wieder bergauf zum Lac de Champex. Doch schon nach wenigen Metern kam es zur ersten grösseren Panne. (Platten gehören nicht dazu, die wurden einfach täglich behoben und fertig) An Karstens MTB kam es erst zu einem Kettenklemmer und dann riss der Schaltzug. Da wir kurz vor unserem Tagesziel waren, wurde es nur notdürftig repariert und der Austausch des Schaltzuges auf den nächsten Morgen verschoben. In Lac de Champex hatte uns unser Begleiter Rainer glücklicherweise eine Bergsteigerpension reserviert, denn statt der eigendlich angepeilten Unterkunft an diesem Ort hatten wir aus Versehen eine absolut gleichnamige Hütte viele km von unserer Tagesetappe entfernt gebucht. Da es hier kein Abendessen gab und wir uns nach einer ordentlichen Portion Spagetti sehnten, steuerten wir abends eine Pizzeria im Ort an, assen ein paar Salate, Spagetti und Pizzen, tranken jeder zwei Bier und durften dann mit fast 900,- DM zum Bruttosozialprodukt der Schweiz beitragen. Spasseshalber spricht man seit dem davon, dass uns in der Schweiz mindestens die Hälfte einer Pizzeria gehört.
Am darauf folgenden Morgen (Dienstag der 28. August) gab es ein etwas besseres Frühstück (es gab jetzt auch noch O-Saft und Müsli). Daraufhin folgte dann die Reparatur des Schaltzuges und ein weiteres Interview mit Radio Sauerland (dieses Mal direkt Live). Bei der Reparatur des Schaltzuges machten wir uns nur Gedanken das Teil wieder ans Laufen zu bekommen, nicht aber Gedanken darüber, wie es wohl geschehen sei. Dies sollte sich schon wenig später mit einer erneuten Reparaturpause rächen. Erst einmal ging es leicht bergab und hinter dem Schwimbad rechts rein in einen schweren Trail. Hier kam es dann wieder an Karstens Rad zu einem Kettenklemmer, bei dem unter lautem Getöse das Schlauge abbrach. Mit dieser Reparatur waren wir nun einige Zeit beschäftigt und es stellte sich raus das der Auslöser für die beiden Pannen ein gerissenes Kettenglied war. Am Vortag musste es sich am Umwerfer verhakkt haben, woraufhin der Schaltzug riss und an diesem Tag riss dann dass am Vortag wohl auch schon beschädigte Schaltauge komplett ab. Jetzt bekam also unser Begleiter Rainer den nächsten Auftrag: "Schau dich doch mal um, ob du nicht irgendwo ein Schaltauge für ein G-Zero bekommen kannst." Denn dieses war das einzige, für die beiden im Feld befindlichen G-Zeros gewesen. Nach dieser Zwangspause und der schwierigen Abfahrt ging es durch des Val de Ferret über eine Landstrasse, bergauf. Hinter dem Ort Ferret legten wir dann an einem wunderschönen Gebirgsbach eine Pause ein, bevor wir dann den steilen Aufstieg zum Grand Col de Ferret unter die Räder nahmen. Wieder ging es auf einer Schotterpiste steil bergauf und wieder in einer sagenhaften Umgebung mit wunderschönem Wetter. Erst einmal nur bis zur Alm la Peule und dann weiter bis hoch zum Gipfel. Dort oben erwartete uns (mal wieder) eine super Aus- und Fernsicht, die wir aber leider nur auf dem Boden liegend geniessen konnten, da der Wind eiskalt über den Gipfel pfiff. Von dort aus folgte ein teilweise gut fahrbarer Abstieg zum Refugio Elena. Hier erlebten wir dann am Abend drei prägende Erfahrungen. 1. Wie man es schafft fast 130 Personen in einer guten Stunde durch ein Abendessen zu hetzen, 2. Dass es auch hier wieder Polenta gab (Ausser für Christoph, der dem Küchenchef seine Abneigung gegen den Maisbrei kund tat) 3. Dass wenn man den Barmann nach einem Hochprozentigen fragt, dieser verstohlen hinter die Theke greift und dort nen Selbstgebranten herzaubert, der einen am nächsten Morgen noch total benommen aussehen lässt.
Am 5. Tag frühmorgens (Mitwoch der 29. August) ging es nach einem wieder "perfekt organisiertem" Frühstück mit ebenfalls französischen Ausmassen und den üblichen zwei zu reparierenden Plattfüssen auf einer Schotterpiste runter ins Tal, dann weiter auf einer Teerstrasse durch Entrèves bis kurz vor la Saxe. Von dort an ging es wieder bergauf Richtung Peuterey. Immer weiter durch das Val Vany hinauf, entlang unzähliger parkender Autos, denn das Tal und die oben liegenden Seen sind ein Anziehungspunkt für Einheimische und Touristen. Es bleibt noch zu sagen, dass auf der Hälfte der Teerauffahrt eine Schranke ist, die die Weiterfahrt für Autos verhindert. Man kann aber mit dem Hüttenwirt des Refugios Elisabetta Soldini sprechen und dann kann man sich in einer im Dorf gelegenen Kneipe einen Schlüssel ausleihen, um z. B. ein Versorgungsfahrzeug näher an die Hütte bringen zu können. Als wir in der Hochebene mit den wunderbaren Gletschersehen angekommen waren, gab es erst einmal eine ausführliche Rast, bei der die tolle Kulisse betrachtet und der durchgeschwitzte Körper in der Sonne getrocknet werden konnte. Von hier aus konnte man am Ende des Tales auch schon unsere nächste Übernachtungsmöglichkeit, das Refugio Elisabetta Soldini oben am Berg liegen sehen. Nach einem kurzen aber knackigen Aufstieg über eine grobe Schotterpiste gelangten wir recht früh an diese wohl schönste Hütte unserer gesamten Tour. Einmal gab es hier am Abend keine Polenta (wir hatten den Hüttenwirt extra vorher darauf hingewiesen), zweitens konnte man sich mal wieder satt essen, (denn hier ging es nicht darum die Gäste so schnell wie möglich abzufertigen, sondern ihnen solange etwas zu bieten, wie noch was da war) und drittens war der Hüttenwirt eben ein Hüttenwirt, der auch schon mal Spässe macht und so zum guten Ausklang eines Tages beiträgt. Abends konnten wir dann noch von unseren Quatieren aus ein phantastisches Feuerwerk aus Donner und Blitzen bestaunen, denn es hatte sich in der Dunkelheit ein kräftiges Gewitter zusammengezogen was sich in dieser Nacht krachend endlud.
Den nächsten Tag (Donnerstag der 30. August, der Donner hatte aber unpassend zum Tag aufgehört) begannen wir mit einem etwas ausgewogenerem Frühstück aber auch wieder mit einem schleichenden Plattfuss. Von der Hütte aus ging es erst mal ein kurzes Stück abwärts zurück ins Tal und dann bei merklich kühlerem Wetter über die, duch das Gewitter der letzten Nacht aufgeweichten Trail bergauf auf den Col de Seigne. Die letzten 200 Hm mussten leider geschoben werden, da dieser Weg unfahrbar war. Unfahrbar allerdings auch aus einem weiteren Grund, denn urplötzlich zog dichter Nebel auf und wir konnten kaum 15 m weit gucken. Daher wurde auch die Orientierung etwas schwierig. Kurz Unterhalb des Gipfels hielten wir kurz inne, einmal um uns kurz zu orientieren und zum zweiten, um Pörgel die Möglichkeit zu bieten seine völlig durchnässten Füsse in trockene Socken zu stecken, denn weiter unten war er derjenige gewesen, der die kurze Gletscherbachdurchquerung zu einem kleinen Bad genutzt hatte. Zu dieser Zeit

hätte eigendlich auch ein weiteres Interview mit Radio Sauerland geführt werden sollen, doch ab dort war es plötzlich mit dem ansonsten guten Empfang für Mobiltelefone vorbei und dieser kehrte erst im nächsten Tal wieder. Etwas später erreichten wird dann den Gipfel des Col de Seigne und fanden uns dort recht orientierungslos wieder. Der Nebel war immer noch undurchdringbar und die Wegweiser waren auch recht verwirrend. Passenderweise kamen ein paar Bergsteiger genau aus der Richtung an, die wir für unsere Abfahrt suchten. Was nun folgte war eine der schönsten und am besten zu fahrenden Trailabfahrten der ganzen Tour. Nach ein paar Höhenmetern wurde die Sicht auch wieder besser und so konnten wir wieder ein geniales Alpenpanorama bewundern. Auf dieser Abfahrt begegnete uns eine Gruppe Amerikaner aus Utha. Diese hatten schon viel erlebt, aber auf solchen Wegen auf MTBer zu treffen, brachte sie dann doch ins staunen. Nach ein paar Fotos und einem kurzen Gespräch mit uns total vermummten MTBern (wir hatten am Gipfel alles angezogen was wir bei hatten, denn dort oben im Nebel fiel die Temperatur auf unter 10 Grad; selbst Sturmmasken kamen nun zum Einsatz) ging es weiter hinab bis zur Alm les Mottets, über eine Schotterpiste bis la Ville de Glaciers und dann weiter auf der Strasse bis les Champieux. Wir folgten der Strasse weiter, bis wir auf die Landstrasse Richtung Beaufort stiessen. Dort fuhren wir rechts und es ging noch einmal lang bergauf auf den Cormet de Roselend. Von dort oben ging es nun in einer rasanten Abfahrt entlang des Lac de Roselend bis nach Beaufort. Hierbei bekamen unsere Bremsen noch mal einiges zu tun. Nach sturzfreier Fahrt durch diese Serpetienen erreichten wir am frühen Nachmittag unseren Ausgangspunkt und unseren dort zurückgelassenen zweiten Sprinter.
Dort wurde sich dann nicht lange aufgehalten, da wir noch nach Cesana Torinese in Italien umsetzen wollten. Hier hatten wir für die nächsten zwei Nächte ein Hotel mit dem passenden Namen "Hotel Chaberton" gebucht, da wir von dort aus den Aufstieg zum höchsten anfahrbaren Punkt in Europa ansteuern wollten. Die Fahrt dorthin (nochmal fast 130km) war ohne Probleme, doch dass was hier ausdrücklich erwähnt sei: Der Tunnel Freux de Jeus sollte von denjenigen, die dorthin wollen weiträumig umfahren werden. Denn dies war die wohl grösste Abzocke unserer Tour. Rainer, der Fahrer unseres ersten Sprinters wird damit zitiert, dass er, als er die Durchfahrt mit dem zusammengeworfenen Restgeld bezahlen wollte, zu unserem Schatzmeister Markus rüberrief: "Reich mir mal lieber die Kreditkarte, ich glaub das Reicht nicht." Die Durchfahrt mit einem Sprinter kostet sage und schreibe 595 FFr!!!! Das sind umgerechnet ca. 200 DM. Somit können wir nun auf unsere Liste der erworbenen Anteile noch ein paar Meter Tunnel setzten.
Von diesem Schock noch tief getroffen erreichten wir unser Ziel, das Hotel Chaberton in Cesana Torinese. Wir bezogen unsere Zimmer und ruhten uns erst einmal etwas aus. Um dann gegen Abend in einer gemütlichen Pizzeria einzukehren und dort den Abend bei Nudeln, Pizza, Bier und Wein ausklingen zu lassen. An diesem Abend wurde es aber noch sehr zurückhaltend angegangen, denn keiner wusste so recht was uns am nächsten Morgen so erwarten würde. Für den nächsten Tag war wie gesagt der Aufstieg zum Mt. Chaberton geplant, wobei zu diesem Zeitpunkt aber noch nicht feststand ob wir es wirklich probieren würden, denn es sah nach schlechtem Wetter aus.
Als wir am nächsten Morgen recht früh aus dem Fenster zum Mt. Chaberton aufblickten, sahen wir diesen in gleissendem Sonnenlicht liegen. Wir entschlossen uns den Aufstieg zu probieren.
Nach einem etwas ausgewogenerem Frühstück, als in den vergangenen Tagen fuhren wir bis Fenils um von dort aus den Aufstieg zu beginnen. Anfänglich konnte man noch gut mit dem MTB bergauf fahren, dann wurde es jedoch immer schwieriger. Der Schotter wurde langsam aber sicher Tennisball gross und immer tiefer. Ein Vorwärtskommen war nur noch per Schieben möglich. Darauf hin entschlossen sich die meissten der acht MTBer, die den Aufstieg in Angriff genommen hatten (Balki, war nicht dabei und Holger hatte es wohl geahnt und war von vornherein zu Fuss unterwegs) ihre MTBs ab Wegesrand in rund 2000 m Höhe liegen zu lassen und den Rest zu Fuss und ohne Fahrrad zu bestreiten. Schon bald hatten sich zwei Gruppen gebildet, einmal die schneller voran kommenden ohne Bike und die Gruppe mit Bike bestehend aus Stefan und Karsten. Das Hinaufschieben auf den Chaberton kostete zum einen sehr viel Kraft, zum Anderen kam die andere Gruppe schneller voran und erreichte den Gipfel. Die beiden MTBer waren unterdessen noch ca. 200 m vom Gipfel entfernt als der zuvor begonnene Hagel heftiger wurde und sich der Himmel immer mehr zuzog. Die Temperatur die in der Zwischenzeit auf ca. 4 Grad gefallen war und die Tatsache, dass der Höhenmesser bei gleicher Höhe immer weniger Höhe anzeigte waren ein sicheres Zeichen für ein aufkommendes Gewitter. Die beiden MTBer entschieden sich nichts weiter zu riskieren und beschlossen den Rückzug. Zur gleichen Zeit bemerkten die am Gipfel befindlichen übrigen MTBer an dem Surren der noch überall vorhandenen stählernen Stacheldrahtbefestigungen und Stahlverstrebungen der auf dem Gipfel stehenden Geschütztürme das eine statische Aufladung und somit der Ausbruch eines Gewitters kurz bevor stand. Christoph ergriff die Initiative und machte alle flott, diesen hohen Punkt im Laufschritt zu verlassen. Nun waren Stefan und Karsten jedoch im Vorteil. Denn im oberen Teil des Berges liess es sich vergleichsweise gut bergab fahren. So kam es also, dass sie den Abstieg wesendlich schneller schafften als die übrigen. Allerdings mit der Einschränkung dass die Finger der Beiden fast an den Bremsgriffen anzufrieren drohten. Auf ungefähr 2000m Höhe mussten sie dann einen kurzen Zwangsstop einlegen um mal wieder einen platten Reifen zu flicken. Diese Pause konnte nun aber auch dazu genutzt werden, um überflüssige Kleidung wieder abzulegen, denn hier unten strahlte schon wieder die Sonne und wärmte die arg durchgefrohrenen wieder auf. Der Abstieg der übrigen war unterdessen noch in vollem Gange. Und so lagen die beiden schon einige Zeit am Fusse des Mt. Chaberton auf einer Wiese, als die anderen auch dort unten ankamen. Einige Zeit lang fachsimpelte man über dieses Abendteuer und war der Meinung dass dies ein tolles Erlebnis gewesen sei, was auch ohne den eigendlich geplanten kompletten Aufstieg mit Fahrrädern, allen lange in Erinnerung bleiben aber wohl nicht noch einmal wiederholt werden wird. Der Mt. Chaberton ist nun mal der wohl höchste anfahrbare Punkt in Europa, wobei sich allerdings für MTBer die Frage nach der wirklichen Erfahrbarkeit des Berges stellt, wo doch bergauf fast nur geschoben werden kann.
Unseren letzten Abend unserer Mt. Blanc und Mt. Chaberton feierten wir noch einmal in der Pizzeria, in der wir auch den vorangegangenen Abend gewesen waren; nur dieses Mal etwas ausgelassener als am Abend zuvor. Dieses hatte dann am nächsten Morgen zur Folge, dass erstens das Frühstück recht karg von unserer Seite her ausfiel und einige von uns diesemal sicherlich sehr gerne 200 DM für eine Tunneldurchfahrt bezahlt hätten; denn Rainer hatte uns einen Weg ohne Tunnel, damit aber mit unendlich vielen Kehren ausgesucht.
Nach ca. 12,5 Stunden Fahrt kamen dann alle wohlbehalten (am Samstag den 01. September) zurück und unsere diesjährige Tour "Rund um den Mt. Blanc und auf den Mt. Chaberton" fand an der schon bestens durch unsere daheimgebliebenen vorbereiteten Grillhütte bei Grewen Mühle in Calle einen passenden Ausklang. Dort stand man noch lange bei ein paar Steaks, Würstchen, und Salaten (u. vor allen Dingen frischem Veltins) zusammen, berichtete von dem Erlebten und freute sich schon auf die Tour 2002.

(CWN MTB Team 2001)